[infobrief] Flüchtlingsprotest-Demo nach Selbstmord im Lager ||| Montag, 03. Juni ||| 16 Uhr ||| Zentralen Ausländerbehörde, Eisenhüttenstadt

akasylgoe akasylgoe at emdash.org
Do Mai 30 22:20:14 CEST 2013


Am 28.05. hat sich ein junger Mann aus dem Tschad, der seit zwei Monaten
in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt
leben musste, das Leben genommen.
Andere Flüchtlinge aus dem Lager berichten, dass sich der 21 jährige
kaum aus seinem Zimmer bewegt hat, insbesondere da ihm die notwendige
medizinische Betreuung vorenthalten wurde.

In Eisenhüttenstadt befindet sich die "Zentrale Aufnahmestelle für
Asylbewerber" in Brandenburg. Das bedeutet, dass jeder Flüchtling, der
in Brandenburg einen Asylantrag stellt, ins Lager in Eisenhüttenstadt
geschickt wird, wo er oder sie während des Asylverfahrens leben muss,
bis er oder sie entweder in ein anderes Brandenburger Lager umverteilt
oder aber abgeschoben wird. Teil des Lagers ist ein Abschiebegefängnis,
wo abgelehnte Asylbewerber_innen eingesperrt werden, um sie direkt
abzuschieben.

Unter der Trägerschaft einer Sicherheits- und Wachschutzfirma namens
B.O.S.S. ist die Situation im Lager zunehmend schlecht: die
Räumlichkeiten sind überfüllt, die Toiletten- und Duschräume sind zu
knapp und schmutzig. Den Flüchtlingen werden nötige Informationen
vorenthalten. Security-Mitarbeiter sind überall. Die Flüchtlinge sind
isoliert im Lager, für viele von ihnen ist es - wegen der
"Residenzpflicht" - nicht erlaubt, nach Frankfurt oder Berlin zu fahren,
um etwa eine Anwältin oder eine Beratungsstelle aufzusuchen, ohne dafür
eine spezielle Erlaubnis zu beantragen. Die Flüchtlinge können nicht
wählen, was sie essen möchten, da es jeden Tag das gleiche, schlechte
Essen in der Heimkantine gibt. Menschen werden direkt aus ihren Zimmern
abgeschoben, vor den Augen der anderen, Abschiebungen können jederzeit
stattfinden. Das erzeugt eine Atmosphäre der Angst im ganzen Lager.

Kranke Flüchtlinge werden von einer der beiden Krankenschwestern,
"Schwester Sabine", angeschrien, warum sie kein Deutsch sprechen würden.
Wer sich über diese rassistische Behandlung beschwert, bekommt Besuch
von Lagermitarbeiter_innen, die sagen, dass sie sich beschweren sollen.
Erst vor wenigen Tagen wurde eine Frau unter Druck gesetzt, einen
Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, indem ihr gesagt wurde, sie habe
doch schon drei Kinder und das seien genug, und sie sei doch nur
schwanger geworden, um eine Abschiebung zu verhindern.

Am 28.05.13 hat es einer der Insassen nicht mehr ertragen und sich das
Leben genommen!!!

Aufgrund all dieser Tatsachen rufen wir zu einer Demonstration in
Eisenhüttenstadt auf und fordern:

- Abschiebungen stoppen! Den Abschiebeknast abschaffen!

- Bessere Gesundheitsversorgung und Sanitäranlagen!

- Zugang zu notwendigen unabhängigen Informationen! / Keine Infos
vorenthalten!

- Bewegungsfreiheit - Residenzpflicht (ganz) abschaffen!

- Keine Polizeikontrollen um das Lager herum!

- Besseres Essen - oder Geld, so dass die Flüchtlinge sich ihr Essen
selbst kaufen können!


*Kein Mensch ist illegal !!!**
*

*Wandelt Wut in Widerstand !!!*


siehe auch:
http://thecaravan.org/node/3793
http://papiere-fuer-alle.org/node/821


-- 
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