[infobrief] Abschiebung in Northeim steht bevor
LibaSoli Göttingen
libasoli.goettingen at emdash.org
Don Jun 22 16:35:53 CEST 2006
>Die Petition von Sami Meri wurde abgelehnt!
Seit dem Februar wurde die Petition Sami Meris Monat für Monat aufgeschoben.
Vergangene Woche wurde die Petiton vom Petitionsauschuss (PA) des
niedersächsischen Landtags abgelehnt.
Die endgültige Entscheidung über die Petition wird nun der Landtag fällen - in
der Regel folgt er der Empfehlung des PA.
Morgen sollte der Landtag entscheiden. Allerdings wurde Samis Petition
kurzfristig von der Tagesordnung genommen.
Die Entscheidung wird nun voraussichtlich in der Sitzung am 11. bis 13. Juli
fallen.
Dann würde der Landtag entscheiden:
- Der 35jährige Sami Meri wird nach 20 Jahren in die Türkei abgeschoben,
obwohl er als Kind mit seinen Eltern aus dem Libanon in die BRD eingereist
ist.
- Er wird mit den gemeinsamen Kindern abgeschoben und von seiner Frau
getrennt. Seine Frau hat die gleiche Fluchtgeschichte wie Sami Meri, nur ist
sie in der glücklichen Lage, ein libanesisches Stück Papier zu besitzen, dass
ausreicht ihr einen Aufenthalt zu gewähren.
Über 120 Menschen im Landkreis Northeim sind in ähnlicher Weise von der
Abschiebung in die Türkei bedroht. Bisher konnten alle Abschiebeversuche
durch die große Unterstützung verhindert werden.
Sami setzt sich seit Jahren vehement gegen die Entrechtungsmaßnahmen in
Northeim zur Wehr. Mit etlichen Interviews, Berichten,
Veranstaltungsbeiträgen, Fernsehinterviews hat er in der Vergangenheit dazu
beigetragen, dass die Machenschaften der Ausländerbehörde aus dem Schatten
der Nichtbeachtung geholt werden konnten und es gelungen ist, die
Abschiebungen zu verhindern.
Dementsprechend ist Sami in den vergangenen Jahren ins Visier der Behörden
geraten und sind er sowie seine Familie schikaniert worden:
- mehrmals wurden seine Wohnung und seine Imbiss in Northeim von der Polizei
durchsucht. Auf Antrag der Ausländerbehörde oder wegen Ermittlungsverfahren,
die später sang- und klanglos eingestellt wurden.
- vor genau drei Jahren versuchte die Ausländerbehörde seine Mutter und seinen
Bruder in die Türkei abzuschieben. In einer Nacht- und Nebel- Aktion holten
Polizeibeamte die Familie aus dem Schlaf. Sein Bruder war glücklicherweise
nicht zu Hause. Von der Abschiebung seiner Mutter wurde aufgrund einer
schweren Erkrankung abgesehen - diese chronische Erkrankung war den Behörden
allerdings lange bekannt.
Wir wollen auch weiterhin versuchen, die Abschiebungen in Northeim und
Göttingen zu verhindern und rufen auf zur Unterstützung.
Mehr Infos zum Hintergrund finden sich bei:
http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de
__________________________
Hier unten ist ein Bericht aus der HNA dokumentiert.
Der Bericht verschweigt z.b. dass das Verfahren gegen Sami wegen falscher
Identitätsangabe, die der Landkreis ihm vorwirft, eingestellt wurde.
Mit der Rolle der Medien bei der Massenabschiebung libanesischer
Bürgerkriegsflüchtlinge beschäftigt sich dieser Text des Komittees für
Grundrechte und Demokratie:
http://www.abschiebemaschinerie-stoppen.de/materialien/komitee.html
HNA, 20.6.2006
Petition abgelehnt
northeim. Die mögliche Abschiebung des Northeimers Sami Meri und seiner sechs
Kinder im Alter zwischen drei und 14 Jahren in die Türkei ist ein großes
Stück näher gerückt. Der Petitionsausschuss des Niedersächsischen Landtags
hat einen Antrag des 35-Jährigen, auggrund einer Härtefallregelung in
Deutschland bleiben zu können, abgelehnt.
Das berichten Volker Nüsse und Karl Heinz Welder von den Arbeitskreisen Asyl
in Göttingen und Northeim, die Sami Meri darin unterstützen, die Abschiebung
seiner Familie noch zu verhindern. Meri betreibt einen Imbiss an der
Göttinger Straße, die Kinder Besir, Valit, Besire, Marva und Abdul besuchen
verschiedene Northeimer Schulen, der dreijährige Mohammed geht in den
Kindergarten. Meris Ehefrau Nova, die aus dem Libanon stammt, wäre von der
Ausweisung nicht betroffen.
Der Landkreis Northeim wirft Meri vor, sich als 14-Jähriger den Aufenthalt in
Deutschland 1985 unter falschen Angaben erschlichen zu haben (wir
berichteten). Eigentlich sei die Familie türkischer Abstammung und führe den
Namen "Dogroyul".
Voraussichtlich am Freitag, berichten die AK-Asyl-Mitglieder, wird der
Landtag über den Fall Meri entscheiden. In der Regel folge er dem
Beschlussvorschlag des Petitionsausschusses. "Wir wissen noch nicht, was den
Ausschlag gegeben hat", sagt Karl Heinz Welder. Bis Freitag wolle man auf die
Abgeordneten einwirken, im Sinne Meris zu entscheiden. Bei einer kurzfristig
begonnenen Unterschriftensammlung haben bis gestern Mittag 40 Menschen für
Sami Meris Verbleib unterzeichnet. (vbs)