[infobrief] Keine Abschiebung der Familie Sardi

arbeitskreis asyl goettingen akasylgoe at emdash.org
Fr Feb 1 16:53:08 CET 2008



>Keine Abschiebung der Familie Sardi


Seit einigen Tagen droht der aus Algerien geflüchteten Familie Sardi aus
Göttingen-Dransfeld die Abschiebung. Nach 16 Jahren, in denen die
fünfköpfige Familie in Deutschland mit einer Duldung lebt, hat die
Ausländerbehörde des Landkreises zuletzt eine Duldung für nur noch 2 1/2
Wochen ausgesprochen!

Ein Unterstützungskreis in Dransfeld protestiert derzeit mit einer
Online-Petition und sucht Gespräche mit den Verantwortlichen in Verwaltung
und Politik.

Die Petition und weitere Infos sammeln wir zur Zeit auf der Seite:
http://www.papiere-fuer-alle.org/familie-sardi

In Göttingen findet am Montag (4.2.) ein Treffen zur Unterstützung der
Familie statt. Es beginnt um 18 Uhr im Büro des Ak Asyl, Geismarlandstraße
19!


Wir dokumentieren hier das Anschreiben der Familie, in dem sie ihre
Situation schildert. Es findet sich zusammen mit der Unterschriftenliste
hier zum download:

http://papiere-fuer-alle.org/files/pfa/20080201_brief_und_unterschriftenliste.pdf


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Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

>Wir bitten Sie um Ihre Hilfe !

Wir sind ein Ehepaar mit 3 Kindern im Alter von 17, 22 und 27 Jahren. Vor
mehr als 15 Jahren sind wir aus unserer Heimat Algerien  mit den 3 Kindern
geflohen und haben hier in Deutschland um Asyl gebeten.
Obwohl die algerische Botschaft bisher nicht bereit war unsere algerische
Staatsbürgerschaft zu bestätigen, befürchten wir nun unsere kurzfristige
Abschiebung.

Unser Asylantrag wurde abgelehnt.  Seitdem werden wir  seit vielen Jahren
in Deutschland  geduldet.

Da wir nur geduldet werden, haben wir bisher, trotz wiederholter Anträge,
keine Arbeitserlaubnis erhalten, um unseren Lebensunterhalt selbst zu
verdienen.
Stattdessen erhalten wir Sozialleistungen in Form von Gutscheinen und
geringfügigem Taschengeld, was uns hier als Menschen 2.Wahl abstempelt.

Unsere Familie ist dennoch  sehr dankbar, dass wir nun schon eine so lange
Zeit in Deutschland leben dürfen und trotz aller Umstände Schutz gefunden
haben.
Doch wir leben seither in ständiger Angst nach Algerien abgeschoben zu
werden, weil unsere Aufenthaltsgenehmigung immer nur für 3-6 Monate
verlängert wird.

Am 23.1.2008 haben wir nun nur noch eine Aufenthaltsgenehmigung bis zum
8.2.2008, also nur für 2,5 Wochen, erhalten und  wir befürchten, dass auf
unsere Familie eine bedrohliche Situation zukommt.

Für mich (Adda) ist die Rückkehr nach Algerien nach wie vor undenkbar.

Wir haben uns hier in Dransfeld in den vielen Jahren sehr gut eingelebt
und viele neue Freunde gewonnen. Für uns und insbesondere  für unsere
Kinder ist Deutschland Heimat geworden. Unsere Kinder haben in Dransfeld
Kindergarten und Schule, in Göttingen weiterführende Schulen,  besucht.
Sowohl ich als auch Kadda, unser ältester Sohn, durften für kurze Zeit
arbeiten, dann wurde die Arbeitserlaubnis wieder zurückgezogen. Kadda hat
auch schon mehrfach Ausbildungsplätze nachgewiesen, durfte sie aber nie in
Anspruch nehmen.

Ähnlich ergeht es unserem  Sohn Abdel. Er macht nun, anstelle einer
Ausbildung, seinen erweiterten Realschulabschluss an der VHS in Göttingen.
Abdel ist im Alter von 6 Jahren nach Deutschland gekommen. Er hat sich
sehr gut in das soziale Leben der Samtgemeinde Dransfeld integriert und
sich seit seinem 14. Lebensjahr durch eine Vielzahl von ehrenamtlichen
Tätigkeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit der Samtgemeinde
Dransfeld ausgezeichnet.

Unsere Tochter Fatima lebt seit ihrem ersten Lebensjahr in Deutschland.
Sie fühlt sich als Deutsche. Zur Zeit geht sie in Göttingen zur BBS 1
-Berufsfachschule Wirtschaft.
Fatima ist seit ihrem 2. Lebensjahr an Rheuma erkrankt.
Seit einigen Jahren ist sie zudem zuckerkrank, was bereits zu mehreren
Krankenhausaufenthalten geführt hat. Die Ärzte führen ihre Erkrankung u.a.
auch auf den psychischen Druck unserer Lebenssituation zurück.
Für Fatima wäre die Rückführung nach Algerien nicht nur ein Kulturschock,
sondern auch im Hinblick auf ihre medizinische Versorgung eine
Katastrophe.

Auch meine Frau und Mutter der Kinder leidet extrem unter unserer
Situation und macht sich große Sorgen, insbesondere über die aussichtslose
Zukunft der Kinder.

Die aktuelle Drohung einer Abschiebung nach Algerien beunruhigt uns massiv
und wir haben große Angst.

Wir wünschen uns nichts sehnlicher als ein sicheres menschenwürdiges und
friedliches Leben in Deutschland mit Bleiberecht, damit wir und unsere
Kinder eine eigene Existenz und Lebensperspektive aufbauen können.

Wir möchten uns sehr gerne voll in die deutsche Gesellschaft einbringen
und sehr gerne durch unsere berufliche   und soziale  Tätigkeit unsere
Dankbarkeit für unseren Aufenthalt in Deutschland zeigen und die sozialen
Leistungen, die wir in Anspruch nehmen durften, ausgleichen.



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