[infobrief] Oury Jahloh - Break The Silence!
arbeitskreis asyl göttingen
akasylgoe at emdash.org
Di Jul 29 13:54:01 CEST 2008
Auch nach dreieinhalb Jahren sind die Umstände des Todes von Oury Jalloh in
einer Polizeizelle in Dessau nicht aufgeklärt. Seit über einem Jahr läuft in
Dessau der Prozess - doch schon die Anklage macht ihn in den Augen von
Beobachtern zu einer Farce. Zwei Polizisten sind wegen Körperverletzung bzw
fahrlässiger Tötung angeklagt. Die Frage, ob Jalloh im Polizeigewahrsam
ermordet wurde, bleibt von vorneherein ausgeklammert.
Auch deshalb rufen die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und weitere
Flüchtlings- und antirassistische Gruppen auf zu einer bundesweiten
Demonstration am Samstag in Dessau. Weiter unten findet Ihr den Aufruf.
In Göttingen gibt es Morgen, am Mittwoch, ein Info-Treffen zur Demo um 18 Uhr
im Juzi, Bürgerstraße. Wer keine Zeit hat kann sich für die Fahrt nach Dessau
per email beim akasylgoe at emdash.org melden.
Geplant ist am Samstag um 9 Uhr in Göttingen mit Autos aufzubrechen.
http://papiere-fuer-alle.org/oury_jalloh
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>Bundesweite Demonstration in Dessau,
Samstag, 2. August 2008, 13 h, Bahnhofsvorplatz
Schon seit mehr als einem Jahr läuft nun der "Prozess Oury Jalloh" in Dessau.
Die Initiative „In Gedenken an Oury Jalloh“ hat dem juristischen Treiben von
ihrer Seite nun die Legitimation entzogen und ist im Gerichtssaal nicht mehr
vertreten. Dafür wird seit den letzten Prozesstagen vor dem Gerichtsgebäude
gegen das „farcige Trauerspiel eines angeblichen Rechtsstaates“ demonstriert.
Im Folgenden nun die Erklärung der Initiative und die Bitte am Samstag, den
2.August zur bundesweiten Demo nach Dessau zu kommen.
Der Prozess gegen die beiden Polizeibeamten in Dessau, die wegen
Körperverletzung mit Todesfolge bzw. fahrlässiger Tötung angeklagt sind,
kommt langsam zum Ende. Die wesentlichen Fragen, die zur Aufklärung des
Mordes hätten führen können, wurden in dem Prozess gar nicht erst gestellt:
• Wie kam ein Feuerzeug in die Zelle, nachdem Oury Jalloh gründlich durchsucht
worden ist?
• Wie kann ein an Händen und Füßen gefesselter Mann eine schwer entflammbare
Matratze in Brand setzen?
• Wie kam die Leiche Oury Jallohs zu einem gebrochenen Nasenbein, einer
Verletzung, die zuvor niemand festgestellt hatte?
• Wo ist das verschwundene Video der Tatortermittlergruppe, und wie kann es
einfach verschwinden?
• Wie kann die zweite Handschelle, die als Beweismittel gelten sollte,
weggeschmissen werden?
Da der Prozess auf der These beruht, Oury Jalloh hätte sich selbst umgebracht,
wird niemand aus dem Dessauer Polizeirevier für diesen tragischen Tod zur
Rechenschaft gezogen. Da nicht bewiesen werden kann, dass Hans-Ulrich März
ein Feuerzeug übersehen hat, wird er wahrscheinlich freigesprochen. Andreas
Schubert wird vermutlich wegen Fahrlässigkeit schuldig gesprochen, da er Oury
Jalloh nicht unverzüglich geholfen hat, als das Feuer in Zelle Nr. 5
ausbrach. Sollte das Urteil so ausfallen, wird es einer Person, die mehr als
einen mysteriösen Tod zu verantworten hat (siehe Mario Bichtemann) weiterhin
erlaubt sein, als Polizeibeamter zu arbeiten und - was vielleicht noch
wichtiger ist - seinen Rentenanspruch zu behalten.
Nach so vielen verschwundenen und manipulierten Beweismitteln, nach so vielen
systematischen Vertuschungen und so vielen Lügen und Falschaussagen, die ohne
Konsequenzen geblieben sind, haben die deutschen Behörden wieder einmal
bewiesen, dass sie dem Anspruch eines Rechtstaats nicht gerecht werden
können. Der Prozess, der in aller Länge und Ausführlichkeit den Unwillen der
Staatsanwaltschaft und der Justiz gezeigt hat, gegen rassistische Gesinnung
und Polizeigewalt vorzugehen, ist daher eine Farce!
Von Richter Steinhoff und der Staatsanwaltschaft hätte es etwas Mut und vor
allem einer vorurteilsfreien Haltung bedurft, um aufgrund den sich als roter
Faden durch den Prozess ziehenden Ungereimtheiten, Ermittlungspannen und
Falschaussagen neue Ermittlungen wegen Mord einzuleiten. Stattdessen wird
nach all den Skandalen und unter unserem Druck alles darangesetzt, der
Öffentlichkeit ein bemühtes und mit Aufklärungsinteresse versehenes Gericht
vorzugaukeln. Ein sehr langes Verfahren und aufwendige Experimente sollen
vortäuschen, dass Gericht hätte ein ernsthaftes Interesse daran
herauszufinden, wie Oury Jalloh gestorben ist.
Aber dieser Mut, diese absolut demokratische Gesinnung hat von Anfang an
gefehlt. Stattdessen geben sich alle Beteiligten damit zufrieden, den Schein
eines Rechtsprozesses erfüllt zu haben, ohne dass es je notwendig gewesen
ist, nach der Wahrheit und Gerechtigkeit zu streben.
Und so läuft der Prozess seinem Ende entgegen, stetig gegen dessen Aufklärung,
während draußen vor dem Verhandlungssaal weiterhin Prozesstag für Prozesstag
die ProzessbeobacherInnen per Ausweiskopie erfasst, mit dem Metalldetektor
untersucht und per Hand gefilzt werden.
Vor diesem Hintergrund können wir nur erklären, dass das Gericht seine
vorgebliche Bestimmung, aufzuklären und Recht zu sprechen, in keinster Weise
nachgekommen ist und wir folglich aus dem Prozess aussteigen.
Das ganze Gerichtsverfahren hat uns wieder dorthin gebracht, wo wir
hergekommen sind: Auf die Straße! Dort hat uns der Mord an einem aus unseren
Reihen zusammengetrieben, und dort haben wir durch beharrlichen und
konsequenten Kampf erwirkt, dass der Fall Oury Jalloh auch international
bekannt wurde. Für viele ist das wahre Gesicht des Systems deutlich geworden.
Es ist wichtig, dem Ausdruck zu verleihen, und unser Recht einzufordern.
BREAK THE SILENCE!
OURY JALLOH - DAS WAR MORD!
WAHRHEIT! GERECHTIGKEIT! WIEDERGUTMACHUNG!
Kommt nach Dessau am 2. August!!!
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Göttinger Arbeitskreis zur
Unterstützung Asylsuchender e.V.
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